Wolfgang Conrad von Thumbshirn. Kupferstich von Cornelius Galle nach Anselm van Hulle, 1649. UB Osnabrück.
Ab 1645 war er Hauptgesandter im Auftrag von Herzog Friedrich Wilhelm II. von Sachsen-Altenburg.
Zusammen mit dem Sekundargesandten August Carpzow gehörte Thumbshirn zu den wichtigsten Vertretern der protestantischen Reichsstände.
August Carpzow, Sekundargesandter Sachsen-Altenburgs. Kupferstich von Matthäus Borrekens nach Anselm van Hulle, 1649. UB Osnabrück.
Ab 1647 übernahm Thumbshirn das Direktorium im protestantischen Fürstenrat, d.h. er leitete die größeren Zusammenkünfte der Vertreter protestantischer Reichsstände in Osnabrück. Dadurch wurde sein Quartier in der Großen Straße zu einer wichtigen Anlaufstelle für anwesende protestantische Vertreter. Thumbshirn entwickelte sich in der Endphase der Verhandlungen zu einer wesentlichen Figur innerhalb der sog. ‚Dritten Partei‘ – einer überkonfessionellen Gruppe von reichsständischen Vertretern, die maßgeblich zur Lösung der letzten großen Probleme der Friedensverhandlungen beitrug und den Kongress zu einem erfolgreichen Abschluss brachte. Thumbshirn stieg später bis zum herzoglichen Kanzler auf und starb 1667 im Alter von 63 Jahren in Altenburg. Carpzow wurde Kanzler und Geheimer Rat in Coburg, wo er 1683 im Alter von 71 Jahren verstarb.
Die beiden sachsen-altenburgischen Vertreter kamen zunächst in einem Wirtshaus mit dem Namen „Zum goldenen Engel“ unter, bevor sie mit ihrem Gefolge das Haus des ehemaligen schwedischen Hauptmanns Peter Gregorius in der Großen Straße bezogen. Die Große Straße war schon damals eine der Hauptstraßen in Osnabrück und gleichzeitig ein beliebter Wohnort für wohlhabende Kaufleute.
Schwedenplan IV. Ausschnitt: Große Straße (gekennzeichnet mit der Nr. 17). Krigsarkivet Stockholm, Sveriges Krig 3.137.
Das Haus der Altenburger musste allerdings vor dem Einzug erst mühsam renoviert werden, um den repräsentativen Ansprüchen der Gesandtschaft zu genügen. Das Quartier war zwar „enge“, aber offenbar gerade groß genug, um größere Zusammenkünfte der Reichsstände abhalten zu können.
Die monatliche Miete lag bei 20 Reichstalern, was im Vergleich mit anderen Quartieren einen relativ hohen Betrag darstellte.
Zur Gesandtschaft gehörte auch der Kanzlist Daniel Friese, der während der Verhandlungen sorgsam ein ‚Diarium‘ (‚Tagebuch‘) führte. In diesem notierte er auch seine Beobachtungen zu katholischen Glaubenspraktiken in Osnabrück, für die der überzeugte Lutheraner allerdings in der Regel nichts als Spott und Hohn übrighatte. So bezeichnete er eine Himmelfahrtsprozession im Dom als „ein artig Gaukelspiel“. Dennoch ließ er es sich nicht nehmen, sich den Domschatz und die dazugehörigen Reliquien zeigen zu lassen, wenngleich er vom Reliquienkult natürlich wenig hielt.
Dies sei nichts als eine „betrügliche Lehre“, ja gar ein „Affenspiel“ des „Baptstums“: „Kein Mensch kann durch solche Lumperey nur ein wenig einen Ahnfang machen zu einem heiligen Leben“. Im Übrigen war er auch von Osnabrück alles andere als begeistert: Die Häuser seien „meistentheils wüste, weit und unförmlich gebauet“, und auf den Straßen sei es „sehr schlammicht und unflätig“, weil die Menschen teils „ihre Nothdurfft auf der Gassen thun“ würden.
Georg Achaz Heher. Kupferstich von Matthäus Borrekens nach Anselm van Hulle, 1649. UB Osnabrück.
Ab 1645 war er Gesandter im Auftrag von Herzog Wilhelm von Sachsen-Weimar und Herzog Ernst I. von Sachsen-Gotha.
Neben Thumbshirn gehörte auch Heher zu den führenden Persönlichkeiten unter den protestantischen Reichsständen. Ebenso wie die sachsen-altenburgischen Gesandten galt er als strenger Lutheraner. Trotzdem suchte er zusammen mit Thumbshirn und Carpzow die überkonfessionelle Zusammenarbeit mit den kompromissbereiten Vertretern unter den katholischen Reichsständen, um die Konflikte beilegen im Reich beizulegen.
Im Sinne der engen Zusammenarbeit bezog Heher ebenfalls ein Quartier in der Großen Straße, das „kaum 20 schritte“ von demjenigen Thumbshirns entfernt lag. Hier mietete er die Wohnung von Clauß von Baer an, wofür er ebenso monatlich 20 Reichstaler zahlen musste. Mit deren Zustand war er allerdings alles andere als zufrieden: Er fürchtete, im Winter frieren zu müssen, weil seine Zimmer noch keinen Ofen besäßen und die Fenster sowie die Decke schlecht isoliert seien.
So berichtete er an seine Dienstherren:
„[…] und habe ich mein Quartier in der Großen Straßen bey Herrn Clauß von Baer genommen, da ich mit zimmern dieser Zeit zimblich, aber besorglich gegen den Winther schlecht versehen, weiln mein Zimmer nur halbe Fenster und im übrigen Läden, aber ganz keine Ofen, noch unden und oben andere alß anstatt des Bodens und der Decke einfache Bretter hatt, also ich mich frisch genug werden hallten können, andere Zimmer seind allhier nicht zu bekommen, und befahr ich mich, da gleich Öfen wollten gesezet werden, die Källtte, so von denn Kellern auff die höhe steigen, und an den Decken die schlechte Bretter werden alle Hitz leicht evaporiren machen, im ende wird der marckh kauffen lehren und ich mich, gleich andern, wärmen müßen.“
In der Großen Straße kam ebenso der Vertreter des Fürstentums Anhalt unter, Martin Milagius. Er reiste allerdings 1647 wieder ab, weswegen Heher auch noch die Vertretung von Anhalt übernahm.